Digitalwirtschaft

Autodoc: Berliner Unternehmen wird zum E-Commerce-Riesen

In kurzer Zeit hat sich das Berliner Unternehmen Autodoc von einem Start-up zu einem führenden Onlinehändler für Kfz-Teile und -zubehör in Europa entwickelt. Inzwischen erzielt die in Weißensee gegründete Firma mehr als 1,3 Mrd. Euro Umsatz – unter anderem mit der Eigenmarke Ridex.

Bekannt geworden ist Autodoc auch durch die Erklärvideos, die das Unternehmen auf Youtube veröffentlicht

Wer heutzutage etwas am Auto reparieren möchte, nutzt oftmals ein kurzes Erklärvideo, um sich mit den einzelnen Schritten vertraut zu machen. Mehr als eine Million Aufrufe auf Youtube hat beispielsweise das Video „Was tun, wenn die Motorkontrollleuchte leuchtet“ erzielt. Erstellt wurde die visuelle Anleitung von dem Berliner E-Commerce-Unternehmen Autodoc. Über 4.000 Erklärvideos hat der auf Kfz-Teile spezialisierte E-Commerce-Spezialist für seine Millionen von Followern mittlerweile auf den gängigen sozialen Plattformen veröffentlicht. „Unsere mehrsprachigen Erklärvideos sind ein zentrales Instrument, um uns durch Fachkompetenz, Kundenservice und Produktwissen vom Wettbewerb abzuheben“, erklärt Autodoc-CFO Lennart Schmidt. „Sie fördern das Vertrauen der Kunden und sorgen für eine höhere Kundenzufriedenheit“, ergänzt er. Nicht zuletzt durch den gezielten Einsatz der Erklärvideos hat sich das Unternehmen eine starke Marktposition im Onlinehandel von Kfz-Teilen erarbeitet und langfristig eine loyale Community aufgebaut, die kontinuierlich für wiederkehrende Einkäufe und positive Weiterempfehlungen sorgt.

Autodoc-CFO Lennart Schmidt

Unsere mehrsprachigen Erklärvideos sind ein zentrales Instrument, um uns durch Fachkompetenz, Kundenservice und Produktwissen vom Wettbewerb abzuheben.“
Lennart Schmidt CFO

Europaweit erfolgreich im E-Commerce

Gegründet wurde Autodoc im Jahr 2008 in Berlin-Weißensee von den drei Freunden Alexej Erdle, Max Wegner und Vitalij Kungel. Die drei hatten sich über den hohen Preis beim Tausch einer defekten Glühbirne des Fahrzeugs von Kungel geärgert und daraufhin die Idee für ihr Start-up entwickelt. Sie fragten sich: Warum sind die Ersatzteile im stationären Handel so teuer? Könnte man sie im E-Commerce günstiger vertreiben? 

Die drei haben danach ganz offensichtlich viel richtig gemacht, denn in kurzer Zeit ist Autodoc zu einem der führenden E-Commerce-Anbieter Europas in diesem Marktsegment geworden. Mittlerweile erzielt das Berliner Unternehmen mehr als 1,3 Mrd. Euro Umsatz im Jahr, führt 6,6 Millionen Produkte von 2.300 Markenherstellern für 172 Auto-, 23 Lkw- und 154 Motorradmarken, ist in 27 europäischen Ländern tätig und beschäftigt rund 5.000 Personen an zehn Standorten. 

Wachstum
8,4
Millionen Kunden
haben 2024 bei Autodoc gekauft. Das ist ein Anstieg um 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Umsatz
1,3 Milliarden
Euro
erwirtschaftete Autodoc SE letztes Jahr, dafür mussten 65,6 Millionen Produkte verkauft werden

Mit Eigenmarke Ridex punkten

Gerade mit der Unternehmensentwicklung im vergangenen Jahr ist das Autodoc-Management sehr zufrieden. In den Kernmärkten habe man sich weiterentwickelt, mehr Kfz-Teile verkauft, mehr Kunden gewonnen und das Bestellvolumen gesteigert. So ist die Zahl der Kunden im vergangenen Jahr um 18,2 Prozent auf 26 Millionen gestiegen und hat damit eine neue Bestmarke erreicht. Gleichzeitig wuchs die Anzahl der verkauften Produkte deutlich von 56,1 Millionen im Jahr 2023 auf 65,6 Millionen Kfz-Teile und Zubehör-Produkte im Jahr 2024. Zu den beliebtesten Produktkategorien gehören Reifen, Bremsscheiben, Bremsbeläge, Motoröl und Stoßdämpfer, der Verkaufshit sowohl in Deutschland als auch europaweit ist eine Zündkerze von Bosch. Besonders erfolgreich ist Autodoc zudem im E-Commerce mit der Eigenmarke Ridex. „Unsere Eigenmarken sind ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber unseren Mitbewerbern“, betont Lennart Schmidt. „Sie bieten den Kunden unschlagbare Preise und sorgen für attraktive Margen für das Unternehmen“, so der Finanzchef über die Eigenmarke Ricex. 

Kfz-Teile von Autodoc: 2024 wurden 65,6 Millionen Produkte verkauft

Autodoc steht auf mehreren Wachstumssäulen

Mittlerweile treibt das Berliner Unternehmen die digitale Transformation des Kfz- Teile-Marktes auf verschiedenen Ebenen weiter voran. Neben dem Onlinemarkt für Privatkunden rückt dabei zunehmend das Geschäft mit Werkstattkunden und Flottenbetreibern in den Fokus. Vorteile dieses B2B-Geschäfts sind zum einen die stabile Nachfrage und die hohe Bestellfrequenz, aber auch das Umsatzvolumen, da Werkstätten in der Regel größere Mengen an Kfz-Teilen beziehen. Darüber hinaus verspricht die Einführung eines kuratierten Marktplatzes für Kfz-Teile und -zubehör in Frankreich neue Chancen für die Autodoc SE. Zugute kommt dem E-Commerce-Unternehmen auf seinem Wachstumspfad die alternde Fahrzeugflotte in Europa und der Trend zur längeren Nutzung von Autos. 

KI bietet Chancen im Kfz-Teile-Handel

Große Hoffnungen setzen die Verantwortlichen auch in moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Machine Learning (ML). „Bis 2030 sehen wir in der KI einen wesentlichen Treiber unserer Unternehmensentwicklung“, sagt Autodoc-Manager Lennart Schmidt. „Wir rechnen damit, dass KI-Anwendungen noch stärker in die gesamte Wertschöpfungskette integriert werden – von präzisen Prognosen zur Nachfrageentwicklung über dynamische Preisgestaltung bis hin zu automatisierten Logistikprozessen.“ 

Autodoc-Headquarter am Kurfürstendamm

Ein weiteres Berliner Unternehmen an der Börse?

Um Autodoc weiterzuentwickeln, könnte in Zukunft auch ein Börsengang eine Option sein. „Nachdem das Unternehmen mehr als 15 Jahre lang eigenständig aufgebaut wurde und eine signifikante Größe erreicht sowie den US- Finanzinvestor Apollo mit ins Boot geholt hat, haben wir die nächste Phase in der Unternehmensentwicklung erreicht“, meint Schmidt. „Wir bereiten uns als Unternehmen vor und wenn der Markt bereit ist, werden wir auch bereit sein“, sagt der CFO zu einem möglichen Börsengang.  Man darf neugierig sein auf die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte „Made in Berlin“.